…die erste Session ist vorbei…

Mein erste nicht geführte 30 minütige Sitzmeditation ist vorbei…das war leicht.

zurück zum Anfang, Alexander betritt den virtuellen Raum. Unter seinem schwarzen Poloshirt einer mir unbekannten Marke mache ich einen typisch deutschen Bier… – äh Buddhabauch aus…oh mann, wirklich? Im weiteren Verlauf fallen mir weitere Bewertungen ein… „Wie sind hier nur Frauen? Ist Vipassana nur was für Frauen? „.  Aah, die Carmen grinst genauso wie ich – bestimmt wär es mega lustig mit ihr nen Cappuccino zu trinken … ach neee, geht ja nicht, wir sollen ja schweigen.“ 

Als A. sagt, er sei kein Millennial und arbeite das erste Mal seit 20 Jahren online…beginne ich mich zu fragen, wie es möglich ist, dass ich mit 42 offenbar nicht nur als Millennial sondern auch als Digital Native durch gehe…. Auch will ich sofort allen die Technik erklären und wie sie was mit welchen Knöpfen machen können… Ich tippe „natürlich“ als erste im Chat rum… bin schon genervt, bevor es losgeht, weil ich A. als Kapha -Typen abstempel und seine ruhige Gelassen- und Langsamkeit direkt alle Knöpfe von Frau Vollgas Pitta drückt… ich atme und muss lächeln. Nicht nur das, ich sehe in alle Gesichter, ich lächle, ich kann irgendiwe nicht anders, weil ich ich immer so auf neue Menschen freue… da sehe ich einige herabhängende, ausdrucksarme Gesichter, auch das triggert mich… spannend. Ich mag es offenbar auch nicht, wenn frau nicht wunderhübsch ist und lächelt.. da haben wir ja noch ne Menge #unjudgement – Arbeit vor uns. 

Wo wir dabei sind, bemerke ich, wie ich mich selbst beobachte und auch gleich ganz achtsam bewusst bewerte.. Streberin, Techie, Klugscheisserin, Menschenbewerter, Immeralleswissen und Helfenwoller…..well, immerhin, ich bemerke, dass ich mich und die anderen Menschen bewerte und ich rede mit meinen Gedanken: 

Ad 1) Buddhabauch und Kapha- Typ.  Auch ich habe einen Buddhabauch- den ich mir immer noch nicht so richtig erlaube, weil meine Eltern im Krieg oder kurz danach gross geworden sind und oft Hunger hatten und ich auch oft Hunger habe und dafür bekannt bin, gern und viel zu essen. Ich meine zu spüren, dass meine Eltern ihr Hungergefühl an mich vererbt haben und dass ich sie zudem stresse, wenn ich soviel esse, weil wir ja immer sparen müssen-wegen dem Haus, das abbezahlt werden muss…und weil meine Geschwister ja auch satt werden müssen. 

Ausserdem hat eine Frau auf keinen Fall solche (Aus-)Maße zu haben und so eine laute Stimme wie ich, sie sollte nicht soviel Raum einnehmen. Rein physisch bin ich in den Augen meiner Eltern „zuviel“.  

Obwohl das genussreiche Essen und Trinken meinem Aussehen und meiner Gesundheit bisher nicht geschadet hat, kann ich wohl selbst noch nicht ganz Frieden schliessen mit meiner runden, fluffigen Mitte. 

Mit dem „zu lauten genussreichen Zuviel“ schließe ich Frieden. Das ist der Weg in die Freiheit. 

Auch wenn meine Haare und mein Gesicht nicht irgendwie zurecht modelliert wurden, bevor ich das Haus verlasse, scheint das besonders für meine Mutter ein Problem zu sein. Und für mich auch? Mal so, mal so… ich mag auch meine pure ungeschminkte, ungekämmte Natur. Bin eben ich. Finde ich gut.

Ad 2) Frauen, die eben einen anderen Stil haben als ich, oder nicht immer lächeln? Was sagt denn das alles über mich? Ist es genau das? Ich muss dauernd lächeln? Immer toll aussehen`? Kann „grumpyness“ auch schön sein? Und woher weiss ich, was in diesen Menschen gerade vorgeht? Vielleicht hatten sie einen Scheisstag und ihr Hund ist gerade gestorben oder ihr Mann schlägt sie? Und sie sind dennoch hier am Bildschirm… das ist doch echt bemerkenswert. Vielleicht finden sie sich selbst nicht schön? Noch nicht? Und selbst wenn- müssen wir Frauen immer lächeln? Alexander lächelt auch nicht, was mich wiederum nicht stört. 

Zurück zu seiner Langsamkeit… Gelassenheit … Ruhe. Genau das strahlt er aus, Genussmensch… genau wie ich . Und Ruhe wünsch ich mir ungefähr sehr. Nichts passiert aus Zufall… life happens for you. Auch denke ich, dass mir Menschen geschickt werden, damit ich etwas lerne. 

Ad 3) Achtsamkeit bedeutet wertfreies Beobachten in der Gegenwart. Heute so: beobachten 100 Punkte… wertfrei….9 von 100. Mir fallen zwei Dinge auf in diesem Zusammenhang. 

Meine Selbstbeurteilung neutralisiere ich, ich nehme einfach wahr, dass ich schnell im Kopf bin, viel wissen will, weiss, helfen will, ich kann es wegatmen, auf meinen Redeslot warten und sogar etwas Wertschätzung für mich aufbringen. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich ein schnellauffassender, lustiger, aufheiternder Vielwisser und Sofortallenhelfenkönner bin? Vielleicht ist es an der Zeit, meine Klugheit in vollem Umfang anzunehmen, schätzen und sein lassen zu lernen. Ohne Scham und Angst? Warum ist das so schwer für mich?

Ok, das ist einfach, ich wurde in der Schule ausgeschlossen, da war viel Neid und Missgunst, das hat eben wehgetan – gerade mir, wo ich doch so gerne in Verbundenheit und Austausch bade und so gern geliebt werden möchte. Nicht mehr von allen – immerhin. 

Was ich heute gelernt, vertieft habe: 

  • Es gibt 3 Ebenen der Wahrnehmung in der Meditation Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen
  • Atem als Anker… ich soll mich entscheiden, ob ich ihn nasal oder abdominal bzw diaphragmal (Zwerchfell) spüren möchte… das stresst mich gerade voll, weil ich mich nicht entscheiden kann… und dann entscheide ich, den Stress loszulassen, weil ich mich gerade gar nicht entscheiden muss. Und ich merke, dass ich auch gern mal ein paar schlaue Wörter fallen lasse, das macht mir irgendwie auf eine diabolische Art Freude….und ich finde, dass der Alexander die Atemhilfsmuskulatur im Thorax und die Atemexkursionen der Pleurakuppeln in der Grube über dem Schlüsselbein gar nicht erwähnt hat…. Oder hab ich vielleicht schon Achtsamkeits – Overdose, weil ich meinen Atem an so vielen Orten spüre? 
  • Wenn Schmerzen, einschlafende Beine, Jucken, Harndrang etc auftreten, darf ich die wegatmen. Wenn ich dem nachgebe, wird mir mein „ego“ immer wieder eine neue „aufgabe“ geben, um die ich mich kümmern darf. Weil das Ego (ich nenne das Mr Mind) diesen neuen Weg der Stille nicht kennt und sich bedroht fühlt, und daher will es mich davon abbringen. Gut, dass ich mit diesen Mustern schon viel Erfahrung habe. Neue Wege mitten durch die Gedankenpanik gehören zu mir wie Schokolade und Rotwein. 
  • Ich soll aufrecht und mit frei schwingender Wirbelsäule sitzen. Auf einem Stuhl, wie ein Schneider oder ein halber Lotus. Gleich bekomme ich ein wenig Panik, weil mein Rücken ja eine Schwachstelle ist… und ich atme ganz tief durch und schwupps ist die Panik futsch. Meditieren ist schon echt cool! 
  • Wenn Emotionen hochkommen, soll ich sie genau wie Schmerzen, Gedanken zum Mediationsobjekt machen, also wertfrei beobachten und wahrnehmen. Wie heissen sie, wo im Körper nehme ich sie wahr? 
  • Ich hatte Panik, dass ich nicht schreiben und lesen, laufen darf – 5 Tage lang!!! Ich darf, weil der Buddha das auch gemacht hat und der A. eben ein voll entspannter moderner Meditator ist… bin ich froh, dass er schon 20 Jahre Erfahrung hat. Der Buddha sei auch viel gelaufen, sofort will ich auch mehr über den Buddha erfahren. Mir fällt so ein Stein vom Herzen. Während ich diese Zeilen schreibe, brennen Kerzen und ich höre sogar Musik. Ich habe saugute Laune, weil ich mich auf dieses wilde stille Experiment mit mir selbst eingelassen hab. Ich geniesse das Gefühl umsomehr, als ich weiss, dass alles flüchtig ist und ich gespannt bin, welche tiefen Emotionen aus meinem Körper aufsteigen werden die kommenden Tage. Ich bin bereit und möchte eine Vase sein, die leer ist und sich in den kommenden Tagen mit Blumen füllen darf.
  • Langsamkeit nervt mich, obwohl ich weiss, dass sie mir gut tut. 
  • Ich beurteile mich und andere, nehme es wahr und weiss, dass ich das oft in Situationen mache, in denen ich selbst unsicher bin. Also typicherweise in einer Situation mit mehreren fremden Menschen, in der ich meinen Platz (also Anerkennung und Wertschätzung, die für uns Mammals und mich im besonderen eben (lebens-)wichtig sind) noch nicht gefunden habe. Finde gut, dass es mir auffällt und ich mit meinen Urteilen diskutieren kann. 

Den ersten Tag verbringe ich auf dem Boden im Schneidersitz und empfinde Ruhe. Meine Gedanken fliessen wie Wolken vorbei. Das kenne ich gut. Immer wieder kann ich zurück zum Atmen kommen und denke an die Blume der Achtsamkeit oder die Wellen des Ozeans. Ich bin überrascht, wie leicht mir das Schweigen und Sitzen fällt. Immer wieder möchte mein Körper etwas, Mein Auge juckt, meine Nase möchte niesen, meine Haut an den Armen kribbelt. Ich kann es beobachten, untersuchen, gehen lassen und zurück zum Atem. 

Am Nachmittag werde ich ehrzgeizig und ziehe mein rechtes Bein in den Lotussitz. Das erweist sich als schlechte Idee, es bedankt sich die kommenden Stunden mit bohrenden, stechenden das ganze Bein betreffende Schmerzen von der Hüfte abwärts. Ich trainiere die Selbstmitgefühlspause… atme in den Schmerz, „soothe, soften, allow“, „du bist nicht allein“, „das ist ein schwerer Moment“, „schon viele Menschen hatten solche Schmerzen“… mir kommen Patienten in den Sinn, Operationen in Blutsperre, Thrombembolien der Beine, Fraktur- und Geburtsschmerzen, und all die Schmerzen, die ich selbst schon ertragen habe, die waren allerdings nicht freiwillig… und ich strecke mein Bein aus. Es bleibt taub, ich beweg einen Zeh und eine Welle aus spitzem hellem Schmerz lässt mich zusammenzucken….da ertönt der Gong. Ich stehe auf und bewege mich langsam durch den Raum. Der Schmerz im rechten Bein begleitet mich auch am kommenden Tag, obwohl ich auf einen Stuhl wechsle. Ich umarme den Schmerz im Bewusstsein, dass er vergehen wird. Und so ist es. Am dritten Tag beschwert sich mein Körper mit Unruhe über das stille Sitzen. Das nehme ich wahr und bin dankbar, dass ich keinerlei Schmerzen spüre. 

Im ersten Bodyscan des Retreats überkommt mich schwere grosse Müdigkeit, während ich sitze. Ich nehme meine Schulterblätter und meinen Nacken wie eine kühle Betonplatte wahr. Steinhart. Eingefroren?

Kleine Wellen der Panik durchfliessen mich sekundenkurz, als ich im unteren Rücken einen altbekannten Schmerz spüre. „Oh Gott, flippen jetzt meine Bandschieben wieder aus?  Bitte nicht!“ 

 Ich kämpfe gegen aufsteigende Übelkeit und atme mich hindurch. „Ganz ruhig“, sage ich in Gedanken zu mir, „give oxygen“…. Das ist ein Zustand, der geht vorbei. 

Und so ist es, die Panikwellen und die Übelkeit verschwinden genauso schnell wie sie gekommen sind. 

In der Fragestunde lerne ich, dass Schreiben, Yoga Gehen, kreativ sein erlaubt ist und bin erleichtert. Nach Lesen ist mir gar nicht. Ich schreibe viel in mein Tagebuch. 

Meine Gedanken kreisen um Essen, aufräumen, Wohnung aufräumen. Im Geiste hänge ich Bilder auf, dekoriere das Wohnzimmer neu und bepflanze zwei Balkone. Mir fallen die Apfelbäume und Kirschen und Zwetschgen in Omas Garten ein und wie ich Karotten aus der Erde rupfe mit meinen blossen Kinderhänden, und wie erstaunt ich darüber bin, dass an einem Büschel grün ein ganzer Bund voll oranger wohlschmeckender Karotten hängt, der bis vor wenigen Sekunden vor meinen Augen versteckt war in der Erde. Meine Oma macht daraus Saft und verdünnt ihn mit Sahne, damit die Vitamine besser schmecken und mein Opa ihn trinkt. Wegen seinem Herz. …ok, das war ein weiter Ausflug. Zurück zum Atem. 

Das gelingt mir heute nicht so gut, ich nehme es wahr und bliebe dran. Ich denke, irgendwann werden mir die Gedanken schon ausgehen. Eine Weile denke ich sogar, ich mag meine Gedanken, sie erzählen mir so tolle Geschichten… dann denke ich, ja mag sein, aber so geht halt meditieren nicht. Das hat der Buddha anders gemeint. Zurück zum Atem. 

Immer wieder versuche ich, meine Augen halb geöffnet zu behalten. Das gelingt mir noch nicht so gut, sie sind gerne zu, dann treten wunderbare Farbphänomene auf, in denen ich mich verlieren kann. Lilabunte warme Wellen tanzen heimlich hinter meinen geschlossenen Lidern. 

Ich mag die Meditationshaltung am Boden sehr, weil ich mich so verbunden fühle zwischen Universum und Erdmittelpunkt. Darum wechsel ich am kommenden Tag wieder von meinem Stuhl auf den Boden. Das klappt diesmal ganz gut. Den Bodyscan am Nachmittag erlaube ich mir liegend, ich denke, das ist ok, denn so habe ich ihn gelernt und meine Badscheiben sind mir gerade so unendlich dankbar. Ich spüre Wärme in meinem Körper und tiefe Dankbarkeit für meine Gesundheit. Ich bin einfach nur Körper. 

Am zweiten Tag vermisse ich morgens meinen Mann so sehr, dass ich mich kaum auf den Atem konzentrieren kann.

 Ich atme und übe Selbstmitgefühl. Ich atme weiter und beginne die erste Vipassana Meditation des Tages. Ich denke, oh nein, nicht schon wieder meine langweiligen Gedanken treffen! Ist das echt alles? Mehr ist da nicht in meinem Kopf? Wie kommen andere Menschen darauf, ich sei ein interessanter Mensch? Da ist gerade nicht soviel…. Ich verlasse meine Gedanken und atme. Das erste Mal seit langem habe ich eine Auflösungserfahrung, meine Ohren sind zunächst überempfindlich und es fällt mir schwer, mich von den Geräuschen der Umgebung zu lösen. Als es gelingt, verliere ich das Bewusstsein für meine Arme. Ich kann nicht sagen, wo sie sind. Obwohl ich weiss, dass sich meine Finger und Hände berühren, spüre ich sie nicht mehr. Ich merke, wie sie zu von mir weg zu meinen Eltern wandern. Das verstehe ich gerade nicht, ich nehme es wahr und atme. 

Einen Tag später kommt das Bild zu mir zurück. Meine Arme sind bei meinen Eltern und ich habe gerade keine. Das sieht seltsam aus und ich erschrecke kurz. Dann denke ich, naja, vielleicht brauchen meine Eltern diese Arme und Hände jetzt mehr als ich … und wenn ich keine habe, darf ich bedient und umsorgt werden. Laufen kann ich ja noch und lesen und reden auch. Vielleicht ist das gut so?

 Ich weiss, dass sie wiederkommen, wenn ich sie brauche. Bis dahin entspanne ich meine Betonplatte im Schultergürtel. Das tut sehr gut.

Zwischen den Sitzmeditationen dürfen wir achtsames Gehen, Essen und Putzen und Aufräumen üben. Das klappt so mässig. Ich fühle mich durch andere Menschen gestört, weil ich mir seltsam vorkomme, am hellichten Tag im Schneckentempo auf dem Gehsteig zu flanieren. Das wäre im Kloster bestimmt einfacher. Egal, ich bewerte, nehme wahr und freu mich, dass meine Füsse mich tragen und ich meinem Rückenschmerz davonlaufen kann. Auch schwierige Emotionen kann ich am besten bei einem Spaziergang in der Natur auslüften. 

Wenn es schwierig wird, habe ich ein paar Meditationstipps für dich: 

Wenn du meditierst, vor allem, wenn du es öfter machst und ausdehnst, lernst du dich selbst immer besser kennen. 

Es kann gut sein, dass Unruhe, unangenehme Körperempfindungen und Emotionen ans Licht kommen. Mir hilft es dann, mir vorzustellen, dass ich sie auslüfte und ich sie in den Raum, den Wind, an die Wolken abgeben kann, dass sie ein Teil von mir sind oder waren und ich sie gehen lassen kann. 

Emotionen und Gedanken zu benennen, kann helfen, sie weniger unangenehm oder bedrohlih wirken zu lassen („you name it, you tame it“). Es ist wie Sonne, die auf den Nebel scheint. mAcnhmal löst er sich auf.

 Das was da ist, ist da, und war schon immer da, auch wenn dich das manchmal überrascht. Meditieren ist für mich eine innere Reise durch all meine Zwiebelschalen… voller Erkenntnisse und immer weiter zum Kern. Das ist sehr aufregend und manchmal richtig anstrengend. 

Was ich heute gelernt/ vertieft habe: 

Ich lerne, dass das „ich bin nicht genug gefühl“, das wir Menschen alle immer wieder spüren auf die Erfahrung der Geburt- also der Trennung vom Körper der Mutter zurückzuführen ist. Da ging quasi die „Oneness“ verloren…

Unsere Ängste lassen sich (gemäss meinem Vipassana – Lehrer) auf drei Urängste zurückführen:

  • Angst vor Auslöschung, Tod, Auflösung, Vernichtung
  • Angst vor Isolation
  • Angst vor Kontrollverlust

 Aus meiner Sicht ist all dies eigentlich Angst vor dem Tod. Wenn wir uns daneben benehmen, etwas gesellschaftlich „abnormales“ tun, kann es sein, dass wir ausgestoßen werden. Das war in unserer Ontogenese durchaus ein lebensgefährlicher Zustand. Und auch heute brauchen wir Liebe wie die Luft zum Atmen. Das ist eben Menschsein. Und dass wir biologisch und mit unserem ganzen Sein gesund und am Leben sein wollen, leuchtet mir medizinisch absolut ein. (Mitose und Telomere – oh yeah! …. Dazu kann ich ja mal was texten oder podcasten, funktionelle Medizin, Anti Ageing/Prävention, Lebenserfüllung sind voll meine Themen….)

Nur ganz oft ist das eine hypothetische Angst, die es kennenzulernen wert ist. Überhaupt geht meiner kurzen Lebenserfahrung nach der Weg in die Freiheit und den Flow oft mitten durch die Angst. Und die meiste Zeit machen wir uns über Dinge Sorgen, die dann gar nicht oder ganz anders passieren. Und die wirklichen Krisen des Lebens kommen unerwartet und ganz anders als du denkst. Ich bin ausserdem überzeugt, dass es keine Zufälle gibt, dass ein tiefer Sinn im Leiden und Leben liegt, auch wenn ich ihn manchmal nicht sofort erkennen kannDas hat mir schon durch sehr viele Täler in meinem Leben geholfen und mich noch dankbarer für alles Gute gemacht.  Vielleicht bin ich auch einfach so verdrahtet. Wieder sehr dankbar. 

  Diese Einstellung war übrigens auch den „Holocaust- Überlebenden“ …. Antonofsky Studie 1961 erklären, zu eigen. Sie wurden sehr alt und blieben psyschich und physisch gesund, obwohl sie eine grosse Katastophe erlebt hatten, an der viele Leidengenossen verzweifelt und früh gestorben sind. 

Noch ein gute Nachricht: du kannst deine Widerstandskraft trainieren: dein Gehirn ist wandelbar bis zu deinem letzten Atemzug, deine Gedanken formen deine Anatomie und dein Leben. Du kannst dich also gesund und glücklich denken und jeden Tag selbst für dein langes erfülltes gesundes Leben sorgen. Alles evidenzbasiert! # mehr dazu unter Neuroplastizität, tolles Buch / Typ : Rick Hanson. 

Bestimmt kennst du das? Eine im ersten Moment absolute Vollkatastrophe erweist sich mit etwas Abstand als ein grosses Geschenk oder ein Wendepunkt in deinem Leben. 

Meine Bandscheibenheldenstory kannst du dir hier auf meinem Podcast anhören. 

Im Theravada- Buddhismus, aus dem die Vipassana – Meditation stammt, ist die Erleuchtung das Ziel. Bisher war mir nicht klar, dass es ein Ziel geben soll in meiner Achtsamkeitspraxis. Das ist so und ist auch nicht so… ganz schön Synapsenfasching zaubert dieser Siddharta in meinem Kopf. Alles, was ich hier schreibe, habe ich mündlich von meinem Lehrer gehört und ausser Hermann Hesses Siddharta und einigen Reisen nach Thailand und schönen Statuen aus Gold und Jade und den Metta – Wünschen weiss ich noch nicht soviel über den Buddhismus… mir gefällt besonders, dass ich selbstwirksam sein soll, also ich darf mir aus dem Blumenstrauss des 8 fachen Weges alles und nichts herausnehmen und gleichzeitig und nacheinander alles testen, und beständig weiter üben auf meinem spirituellen Weg. 

Dass ich auf einem spirituellen Weg bin, war mir bis eben nicht klar… das knabbert noch in mir.

Für jeden der acht Dämonen gibt es einen Erlöser im Buddhismus: 

Zweifel – Klarheit

Ärger – Freude

Gier – Loslassen

Angst – Freiheit

Langeweile – Neugier

Urteilen – Annehmen

Nervosität – Kraft, Ruhe